Gesundheitsamt legt Suchtbericht vor

Das Gesundheitsamt hat den aktuellen Suchtbericht (Stand Juni 2007) vorgelegt. Nach Angaben des Amtes sei der Schwerpunkt auf Alkoholabhängigkeit gelegt worden.

"Der aktuelle Suchtbericht unterstreicht, dass nur durch eine intensive Zusammenarbeit der einzelnen Akteure die Ziele, die in den drogenpolitischen Leitlinien der Stadt Leipzig dargelegt sind, erreicht werden können", betont Bürgermeister Prof. Thomas Fabian. "Alkohol ist nach wie vor das größte Problem. Im Umgang mit Alkohol müssen wir ein verantwortliches Verhalten in der Gesellschaft, in der Öffentlichkeit und in der Familie entwickeln. Schwerpunkt muss die Suchtprävention sein."

Der Gesundheitsbericht erscheint seit 1991 jährlich. 

Ambulante Suchtkrankenhilfe

Im Jahr 2006 wurden insgesamt 4.514 Klienten und Klientinnen in den sieben Suchtberatungs- und Behandlungsstellen (SBB) der Stadt Leipzig betreut.

Davon nahmen 3.958 selbst betroffene Klienten, sowie 556 Angehörige und sonstige Personen das Angebotsspektrum der SBB von Beratungsgesprächen über ambulante Rehabilitation, Einzelberatung und Einzeltherapie bis zu Vermittlungsleistungen wahr.

3.013 der erreichten Personen und damit eindeutig der überwiegende Teil waren Männer. Im Gegenzug dazu suchten nur 945 selbst betroffene Frauen die SBB auf. Das Geschlechterverhältnis entspricht dem der vergangenen Jahre.

Wie schon in den Jahren zuvor wurden die Beratungsstellen mehrheitlich von Klienten mit Alkholabhängigkeit (rund 59 Prozent) frequentiert. Die meisten davon waren zwischen 40 und 60 Jahre alt.

Die Zahl der Konsumenten illegaler Drogen fiel gegenüber 2005 auf 1.333 Personen. Dabei konzentrierte sich das Alter der Klienten auf zwischen 20 und 40 Jahre. Die Hauptdiagnose Opiatmissbrauch bzw. -abhängigkeit war nach wie vor mit 24 Prozent am stärksten unter den von illegalen Drogen Abhängigen vertreten. Der Missbrauch sowie die Abhängigkeit von Cannabinoiden wurde mit sechs Prozent zwar am zweithäufigsten diagnostiziert, dennoch war die Zahl der erreichten Cannabiskonsumenten damit leicht rückläufig gegenüber dem Vorjahr.

Stationäre Suchtkrankenhilfe

Die Zahl der Heroinabhängigen im stationären Kinder- und Jugendbereich ging zurück, dem gegenüber stieg die Zahl der Cannabisabhängigen und Konsumenten von Designerdrogen an. Von diesen Jugendlichen wurden vor ihrer stationären Aufnahme kaum ambulante Beratungen in Anspruch genommen. Es kam nur selten zu Vermittlungen aus ambulanten Beratungsstellen. Die Zusammenarbeit der ambulanten und stationären Suchtkrankenhilfe muss nach Aussagen der Behandelnden verbessert werden.

Aus dem Bereich der Erwachsenenbehandlung suchtkranker Menschen wurde bei den Alkohol-abhängigen eine auffallende Verschlechterung ihres Gesundheitszustands beobachtet.

Als weiterer Trend für das letzte Jahr wurde beschrieben, dass ca. 80 Prozent der Polytoxikomanen schon Vorerfahrungen mit Substitution hatten. Wie bei den Alkoholabhängigen war auch hier eine massive Verschlimmerung des gesundheitlichen Allgemeinzustands erkennbar. Viele der Betroffenen nehmen die notwendigen Behandlungsangebote erst sehr spät an.

Suchtprävention

Suchtprävention als gesellschaftliche Aufgabe hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Entsprechend der Drogenpolitischen Leitlinien und des Maßnahmeplanes arbeiten in Leipzig Ämter, Institutionen, Vereine und Verbände eng vernetzt und unterbreiten ein weit gefächertes Angebot suchtpräventiver Projekte, die vom Drogenreferat in einer Übersicht zusammengefasst, den verschiedenen Zielgruppen eine Orientierung ermöglichen.

Die Querschnittsbeauftragten für Gesundheitsförderung an Grund-, Förder-, Mittelschulen, Gymnasien und Berufsschulen intensivierten ihre Arbeit durch die Bildung einer Unterarbeitsgruppe „Prävention“ des Suchtarbeitskreises der Stadt Leipzig, der auch Vertreter der Polizeidirektion Leipzig, Zentrale Dienste, sowie Vertreter des Arbeitskreises Schulsozialarbeit angehören.

Im Bereich der schulischen Suchtprävention stellen Programme zur Lebenskompetenzförderung eine wichtige Grundlage dar. Das Unterrichtsprogramm „Lions-Quest/Erwachsen werden“ ist in Leipzig im Rahmen des Pilotprojekts „Flächendeckende und vernetzte Suchtprävention in einer ostdeutschen Großstadt (Leipzig und Umland)“ an allen Schulen integriert worden. Im September 2006 wurden drei Schulen für ihre vorbildliche Arbeit ausgezeichnet: die 51. Mittelschule Leipzig, die Pestalozzi Mittelschule Böhlitz-Ehrenberg sowie das Rudolf-Hildebrand-Gymnasium Markkleeberg.

In den 29 Horten wird in Gesprächsrunden, Elternabenden und zahlreichen Arbeitsgemeinschaften Methoden vermittelt, die dazu beitragen, das Selbstwertgefühl und das eigenverantwortliche Tun der Kinder zu stärken. Analog der Zielsetzung in den Schulen soll die Lebenskompetenz gestärkt werden, auch um späteren Drogenkonsum bzw. -missbrauch vorzubeugen.

Das Schülermultiplikatorenprojekt free your mind bildet Schüler von Mittelschulen und Gymnasien zu Multiplikatoren im Bereich Suchtprävention aus. Sie werden im außerunterrichtlichem Bereich an ihren Schulen wirksam und gestalten Projekte und Aktivitäten. Mit neun Schulen wurden Kooperationsverträge abgeschlossen. An diesen Schulen arbeiten bereits bestehenden Multiplikatorengruppen. Ihnen stehen engagierte Lehrerinnen/ Schulsozialarbeiterinnen und Studenten und Studentinnen begleitend zur Seite. Darüber hinaus wurden 2006 für die Installation des Projektes an ihren Schulen 14 Lehrer bzw. Schulsozialarbeiter von sieben Schulen Leipzigs in dreitägigen Seminaren ausgebildet. In einem ähnlichen Seminar wurden 15 Studenten der Hochschulen Leipzigs aus den Fachbereichen Psychologie, Erziehungswissenschaften und Sozialwesen ausgebildet, um ehrenamtlich Multiplikatorengruppen an den Schulen zu begleiten. 2006 wurden zwei Campseminare zur Schülermultiplikatorenausbildung durchgeführt an denen 44 Schüler aus sechs Schulen ausgebildet wurden.

Free your mind gewährleistet den Schulen eine fachliche Begleitung. Aller sechs Wochen finden Studententreffen statt und halbjährlich Erfahrungsaustausche der mitwirkenden Lehrer und Schulsozialarbeiter und Halbjahresgespräche an den Schulen. Für einen Austausch der Schülermultiplikatoren aller Schulen werden jährlich ein Sommerfest und eine Weihnachtsfeier organisiert.

Repression und Angebotsreduzierung

Im vergangenen Jahr wurden im Bereich der Polizeidirektion Leipzig sechs Rauschgifttote registriert (davon zwei Frauen). Bei den Toten handelte es sich um eine Heranwachsende und um fünf erwachsene Personen. Vier waren mit Hauptwohnsitz in Leipzig gemeldet. Todesursache war in drei Fällen eine Heroinvergiftung, in drei Fällen eine Methadonvergiftung in Folge intravenöser Applikation.

Die Verstöße im Zusammenhang mit Cannabis stiegen im vergangenen Jahr weiter an und bildeten neben Heroin die am häufigsten festgestellte Droge. Weniger auffällig, aber nicht zu vernachlässigen, sind Ecstasy und Crystal. Dies ist ein sicheres Zeichen für den Konsum dieser Drogen auch in Leipzig. Die Fallzahlen in den ambulanten Beratungsstellen widerspiegeln diese Entwicklung nicht entsprechend, was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass das Problembewusstsein bei diesen Klienten sehr gering ausgeprägt ist. Eine Behandlung setzt in vielen Fällen erst im stationären Bereich ein.

In der Heroinszene war ein deutlicher Anstieg von Straftaten zur Beschaffung von so genannten Ausweichmitteln zu verzeichnen. 2006 wurden 47 Fälle wegen gefälschter/gestohlener Rezepte zur Erlangung von Flunitrazepam angezeigt. Die Rezepte stammen aus diversen Diebstählen von „Blankorezepten“ oder wurden komplett gefälscht. Durch die sächsische Landesapothekenkammer und deren Publikationen wurde die Problematik den ansässigen Apotheken bekannt gemacht. Dies wirkte sich positiv auf das Anzeigeverhalten aus.

Eine offene Rauschgiftszene in Leipzig konnte auch im Jahr 2006 erfolgreich verhindert werden.

Der Suchtbericht ist ab morgen im Internet unter www.leipzig.de/de/buerger/service/dienste/gesundheit/sucht/kontakt zu finden.

(msc) 

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