1 Jahr Beratungsstelle für begabte Schüler in Sachsen

Der Kultusminister zog eine erste Bilanz über die seit einem Jahr bestehende Beratungsstelle für begabte Schüler, die ihren Sitz in Meißen haben. Seit Februar 2008 wurden etwa 2.000 Gespräche geführt.
“Die Zahl zeigt, dass es hier noch Unsicherheiten und einen großen Bedarf an Beratung gibt“, betonte Wöller. Oft ist es schwer, das Erkennen einer besonderen Begabung. Experten schätzen, dass rund ein Viertel aller Begabten mit ihren Schulleistungen deutlich hinter ihren Fähigkeiten zurückbleiben. Die Beratungsstelle hat es zur Aufgabe gemacht, Lehrer fortzubilden und sie für das Thema zu sensibilisieren. “Wir müssen frühzeitig erkennen, ob ein Kind besonders begabt ist“, erläuterte der Minister weiter.
Unerkannte Begabungen führen öfters zu Problemen bei den Schülern, besonders bei den jungen Menschen, die intellektuell unterfordert sind, können Verhaltensstörungen entwickeln. In manchen Fällen kann dies auch bis hin zur Schulverweigerung führen.
Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen liegt der Anteil von überdurchschnittlichen oder hochbegabten Schülern bei etwa 6 Prozent.
In den vergangenen zwölf Monaten waren der überwiegende Teil der Beratungssuchenden in Meißen die Eltern von potentiell hochbegabten Kindern. Fast die Hälfte der Fälle bezog sich auf Kinder im Grundschulalter aber auch ein Drittel auf Schüler von Gymnasien. Der kleinste Teil betraf Mittelschüler, Förderschüler und Vorschulkinder.
Ist eine Begabung erkannt, müssen Eltern und Pädagogen gemeinsam überlegen, wo der Schüler weiter zur Schule geht und wie gefördert werden kann.
Besonders begabte Kinder werden derzeit in 37 Projekt-Grundschulen im Freistaat individuell gefördert. Hier sind die Lehrer speziell fortgebildet und nutzen Erfahrungen, die in einem Schulversuch in der Dresdner Grundschule Josephine von 2002-2007 gesammelt und ausgewertet wurden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, das Kind in seiner vertrauten Grundschule zu belassen und in enger Zusammenarbeit mit einer Projektschule gute Förderbedingungen zu schaffen. Ziel ist es, in Sachsen ein flächendeckendes Netz von Grundschulen zu schaffen, die in der Lage sind, besondere Begabungen zu fördern.
Zudem gibt es in Sachsen 22 Gymnasien mit vertiefter Ausbildung. Hier werden besondere Begabungen in einzelnen Bereichen gefördert, wie z.B. mathematisch-naturwissenschaftlicher, musischer, sportlicher oder sprachlicher Begabung.
Das Landesgymnasium “St. Afra“ in Meißen ist auf die Förderung von hoch- oder mehrfach Begabten spezialisiert. Eine besondere Form sind noch die beiden Gymnasien mit binational-bilingualem Bildungsgang in Pirna und Görlitz.
Als begabt werden in Sachsen, Schülerinnen und Schüler bezeichnet, die in einem speziellen Gebiet überdurchschnittliche Leistungen erzielen. Das können z. B. auch ein besonders ausgeprägtes Sprachenverständnis oder herausragende sportliche Leistungen sein.
In der Beratungsstelle für Begabtenförderung arbeiten drei speziell ausgebildete Lehrer und eine Psychologin.
Die Arbeit der Beratungsstelle wird durch die Karg-Stiftung unterstützt. Wichtige Grundsätze für alle Gespräche sind Freiwilligkeit, Verschwiegenheit, Transparenz und Offenheit.
Die Geschäftszeiten der Beratungsstelle sind montags von 12:00 bis 15:00 Uhr, Dienstag bis Donnerstag von 9:00 bis 15:00 Uhr und freitags von 9:00 bis 13:00 Uhr. Eine telefonische Anmeldung wird empfohlen.
Mehr Informationen unter http://www.sachsen-macht-schule.de/begabtenfoerderung.
(ssc)